23.01.2024Verband

«Das Kompetenznetzwerk Obst und Beeren blickt optimistisch in die Zukunft»

Ernst Lüthi vom Schweizer Obstverband und Manuel Boss von Agroscope haben uns erzählt, was das Kompetenznetzwerk Obst und Beeren (KOB) in den letzten zwei Jahren aufgebaut hat und wie es die Zukunft der Schweizer Obstproduktion mitgestalten will.  

Das KOB ist nun seid seit zwei Jahren aktiv, wie haben sich eure Erfahrungen entwickelt?

Manuel Boss: Am Anfang war es wichtig, ein gemeinsames Verständnis für die Zielsetzung und Arbeitsweise des Netzwerks zu entwickeln. Dieser Prozess nahm Zeit in Anspruch, hat sich aber gelohnt. Bei unseren ersten Netzwerktreffen, den sogenannten FuturLabs, konnten wir dank der Beteiligung aus Praxis, Beratung, Bildung, Industrie und Forschung den Blick über den Tellerrand erweitern.

Ernst Lüthi: Manuel hat Recht. Für uns alle war die ko-kreative Arbeitsweise, die wir im KOB eingeführt haben, am Anfang noch neu. Aber es hat sich gezeigt, dass dieser partizipative Ansatz genau richtig war. Unsere beiden ersten Projekte* haben sich gut entwickelt. Allerdings haben wir auch gelernt, dass solche Vorhaben viel Koordination erfordern und dass wir in der Startphase mehr Unterstützung bieten müssen.

Wie geht ihr die mittel- und langfristigen Herausforderungen an?

Ernst Lüthi: Die Praxis ist natürlich stark mit kurzfristigen Problemen beschäftigt. Dazu wurde das Forum gegründet, welches Projekten mit einer Laufzeit von maximal 5 Jahren führt. Um die Zukunft der Obstproduktion zu gestalten, müssen wir allerdings einen Schritt zurücktreten und überlegen: Wie sieht der Markt in 15 bis 20 Jahren aus?

Manuel Boss: Genau. Im KOB arbeiten wir mit unterschiedlichen Akteuren daran, die mittel- und langfristigen Herausforderungen zu meistern. Dazu haben wir einige zentrale Themen definiert. Der Klimawandel wird die Produktion stark beeinträchtigen. So müssen wir beispielsweise Sorten und Anbauverfahren an die neuen Bedingungen anpassen.

Ernst Lüthi: Ebenfalls zentral ist der Bereich Pflanzenschutz. Wir müssen effektive und gleichzeitig umweltschonende Methoden entwickeln. Daneben werden moderne Technologien wie die Digitalisierung und der Einsatz von Robotern immer bedeutender. Zudem ist es wichtig, die Qualität und Sensorik der Produkte zu sichern.

Was plant ihr dieses Jahr?

Manuel Boss: 2024 starten wir mit einer neuen Webinarreihe zu aktuellen Themen sowie dem FuturLab im Februar, wo es um Technologien und Sortenentwicklung geht. Im November folgt ein weiterer FuturLab. Zudem hoffen wir, neue Forschungsprojekte starten zu können.

Ernst Lüthi: Ich freue mich besonders auf die Möglichkeiten zum Austausch. Neben der Projektentwicklung soll das Netzwerk vor allem eine aktive Wissensplattform sein. Produzenten, Forscher und Berater können so voneinander lernen.

Ernst Lüthi (rechts im Bild) ist Präsident des Steuerungsausschusses des Kompetenznetzwerks Obst und Beeren, Manuel Boss leitet den Kompetenzbereich Pflanzen und pflanzliche Produkte bei Agroscope und ist Mitglied des KOB-Steuerungsausschusses.

 

Wie können sich andere im KOB einbringen?

Ernst Lüthi: Auf unseren Webseiten finden Interessierte alle Informationen zu den Veranstaltungen und laufenden Projekten. Dort gibt es auch Ansprechpartner, um bei Projekten mitzuwirken. Nur wenn viele mitmachen, können wir die Zukunft der Obstproduktion tatsächlich gestalten.

Manuel Boss: Richtig, wir sind für alle offen, die ihre Expertise einbringen möchten. Unser Ziel ist eine agile Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Durch die Verzahnung aller Kompetenzen gewinnen wir an Impact. Ausserdem sehe ich für die beteiligten Praktikerinnen und Praktiker einen weiteren Vorteil darin, dass sie schneller zu Resultaten und Handlungsempfehlungen für ihren eigenen Betrieb kommen.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft? 

Manuel Boss: Trotz aller Herausforderungen sollten wir optimistisch bleiben und Möglichkeiten als Chancen nutzen. Gemeinsam mit allen Akteuren im Netzwerk können wir neue Lösungen für den Erhalt einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Obstproduktion in der Schweiz entwickeln.

Ernst Lüthi: Das sehe ich genauso. Ich hoffe, dass sich viele Produzenten und Forscher auf den Weg machen und Teil unseres Netzwerks werden. Denn nur so können wir die Zukunft aktiv mitgestalten und die Obstproduktion zukunftsfähig machen.

*Die aktuellen KOB-Projekte

Das KOB führt derzeit zwei Projekte: die Bekämpfung von echtem Mehltau in Erdbeeren mit UV-C Strahlen und die Agrophotovoltaik in Beeren.

Das Interesse am Thema Agri-Photovoltaik (Agri-PV) ist gross. Doch viele Fragen sind noch ungeklärt, wie zum Beispiel die beste Wahl der Solarpanels sowie ihren Einfluss auf die Qualität und den Ertrag. Die erfolgreiche Etablierung von Agri-PV in der Praxis bedingt eine enge Zusammenarbeit verschiedener Akteure, wie Solarpanelhersteller, Energieversorger und der Raumplanung. Ein weiteres wichtiges Thema im KOB sind Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz. Daher befasst sich das zweite Projekt mit dem Einsatz von UV-C-Licht in der Mehltaubekämpfung bei Beeren.

Für Forschungsprojekte braucht es motivierte Partner aus Praxis, Beratung, Industrie und Forschung, die Zeit und Ressourcen gemeinsam investieren wollen. Das KOB hat keine fixen Forschungsgelder zu vergeben. Allerdings unterstützt die Koordinationsstelle die involvierten Partner bei der Suche nach passenden, projektbezogenen Finanzierungen.

Mehr Informationen zu den Projekten und den Aktivitäten des KOB finden sich hier: QR-Codes zu den KOB-Seiten bei Agroscope und SOV

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